Auf nur 30×80 cm entstand in etwa 40 Stunden Bauzeit dieses kleine Diorama eines Haltepunktes der vielleicht irgendwo im Mecklenburgischen Hinterland liegt. Wer genau hinschaut wird allerlei kleine Alltagsgeschichten entdecken, wie sie sich zur „guten alten DRG- Zeit“ überall in ländlichen Gegenden zugetragen haben könnten.
Das Diorama entstand unter Verwendung verschiedenster Materialien aus dem Modellbahnfachhandel und wie im Falle des „Wassers“ aus farblosem Silikon aus dem Baumarkt. Die Kombination macht’s.
Das Schöne an einem Diorama ist ja, im Gegensatz zu einer Modellbahnanlage, dass die Eisenbahn nur schmückendes „Beiwerk“ und nicht das Hauptelement ist. Im Umkehrschluss kann man eine Modellbahn natürlich so detailgetreu wie möglich gestalten, was sie für den Betrachter dann wesentlich interessanter macht.
Aber nun lassen wir die Bilder sprechen.
Der Abendzug aus der nahen Provinzhauptstadt ist gerade eingetroffen.
Bauer Papenhagen kommt „auf den letzten Drücker“ mit seinem Leiterwagen angefahren, um schnell noch ein paar Sack Getreide am Zug abzuliefern. Amtsdiener Dösenbrink hat in seinem Kontor fast den Feierabend verschlafen und rennt nun in Windeseile zum Bahnhof: „Welch eine Hektik, vor lauter Arbeit erreicht man gerade noch so den letzten Zug“.
Bahnmeister Drahtmann hat die Telegrafenleitung repariert und kann seinen Werkzeugkasten nach getaner Arbeit in das Dienstgebäude bringen.
Die sächsische 89’er, die es irgendwie ins Flachland verschlagen hat, macht inzwischen schon mal ordentlich Dampf.
Fuhrunternehmer Golzow und sein Kutscher Karl hieven vom Heizer unterstützt und vom Zugführer dirigiert eine offensichtlich sehr schwere Kiste in den Gepäckwagen. Bahnarbeiter Schlappendal „kann“ nicht mithelfen, stützt die Hände in die Lenden und stöhnt „Ick glöw, ick hev dat hüt in’n Krüz (Ich glaube, ich hab das heut im Kreuz).
Und der Herr Studiosi Buddelhagen gönnt sich nach anstrengendem „Wirtschafts-“ Disput am Stammtisch noch einen guten Schluck aus der Pulle. Sinnigerweise stellt er dabei wieder einmal fest, dass er nun schon zehn lange Jahre “Wirtschaftswissenschaften” studiert und es immer noch „Wirtschaften“ gibt, die er nicht kennt.
Einen „über den Durst“ hat auch Bauer Schluckebier genommen, der nun von seiner Frau ordentlich etwas zu hören bekommt. Erklärungsversuche helfen da wenig, blau ist blau!
Mit neugierigem Entsetzen, „wie dat blot utgahn deit“ (wie das bloß ausgehen wird) beobachten die beiden alten Bäuerinnen das Gezeter der resoluten Frau Schluckebier: „Wie künnt juch blot so väl suppen, blag inn Kopp unn löpen künnt hei og nich mier. Kümm Du mol na hus!“ (Wie kannst du nur so viel saufen, blau im Kopf und laufen kann er auch nicht mehr. Komm Du mal nach Hause!)
Viel bemerkenswerter als das Familiendrama bei Schluckebier’s scheint für den Gutsbesitzer Franz von Stein und seinen Knecht Rudolf, das Fräulein aus der Stadt zu sein. Der flotte Kuno Kunze lässt unbekümmert einen kessen Spruch vom Stapel, was die junge Dame allerdings kühl ignoriert. Was mag der alte Bauer auf der Bank beim Anblick der schönen Frau wohl denken?
Von all dem Treiben auf dem Bahnsteig völlig ungerührt zieht die Schafherde einmütig über die Wiese. Doch nicht ganz, das „schwarze Schaf“ geht wieder einmal in die andere, entgegen gesetzte Richtung.
Das Rotwild im Unterholz jenseits des Baches, äst dagegen völlig ungestört.
Ob es dem Johann heute noch gelingt, den jungen wilden Hengst in den Stall zu locken?
Die tief stehende Sonne lässt eine gemütliche Feierabend- stimmung aufkommen.
So, das war’s!
Ich hoffe ihnen hat der kleine Streifzug zum Haltepunkt „Mollenhagen“ gefallen.
Text und Bilder
JPB